Geführte Wanderung durch die Gemarkung Schenkelberg – Teil 1

 Gemarkungswanderung um Schenkelberg Teil I. am 02.11.2019

Zur Gemarkungswanderung um die Gemeinde Schenkelberg im Rahmen der 800-Jahr-Feier konnte Ortsbürgermeisterin Carolin Bruns am 02.11.2019 insgesamt 27 Teilnehmer- / -innen an der alten Schule begrüßen.

(Foto Carolin Bruns)

Revierförster Joachim Kuchinke hatte die Idee zu dieser Veranstaltung erklärte den Begriff der Gemarkung und erläuterte zu Anfang der Wanderung die Bedeutung von einigen Schenkelberger Gemarkungsnamen:

Bornwiese → „Born“ (Wiese mit Quelle)
Kirchentriesch → „Triesch“ (Brachland)
Auf der Bitz → „Bitz“ (Wiese nahe dem Dorf)

Vom Ortskern führte die Wanderung unterhalb des Steinbruchs „Am Kopf“. Pächter des Steinbruchs waren in der zeitlichen Reihenfolge die Herren Schmitz aus Schenkelberg, Blaicher aus Herschbach, Seuser aus Neuwied, Kleinmanns/Hoven und ab 1983 die Gebrüder Bach aus Staudt. Heute ist Herr Michael Bach Geschäftsführer des Betriebes. Eine Nutzung der Steine „Am Kopf“ ist ab ca. 1850 nachweisbar. Das im Steinbruch gewonnene Gestein musste dem Herschbacher Gemeinderechner vorgezeigt werden und wurde von diesem in Rechnung gestellt.

Die Wandergruppe bewegte sich nun abseits der Gemarkungsgrenze auf dem alten Totenweg durch Herschbacher Gemarkung. Der Weg wurde 1852 angelegt und bis zum Jahr 1905 bestatteten die Schenkelberger ihre Verstorbenen auf dem Friedhof in Oberherschbach. Noch heute ist der Weg zumindest auf Teilstücken erhalten.

Im alten Wald der Gemeinde Herschbach berichtete Joachim Kuchinke über die Geologie des Westerwaldes, speziell über das Entstehen der Erzvorkommen im Devon, die tektonischen Eruptionen im Tertiär und der Bildung von Tuffen und Basalt, von Tonen und Quarzit sowie einer Klimaveränderung im Quartär, wo Mammut, Moschusochse und Ren Teil der heimischen Fauna waren. Mammutzähne wurden 1917 bei Rückeroth, 1939 bei Freirachdorf, 1963 am Rothstein in Herschbach und 1966 am Biehl in Schenkelberg (Quelle: Schulchronik der Gemeinde Schenkelberg) bei Erdarbeiten gefunden.

Interessant an dieser Stelle war auch die Geschichte der Grube Schenkelberg, einer Eisenerzgrube, die von 1721 bis zum Jahr 1906 betrieben wurde. Zur Entwässerung des Grubengeländes baute man 1745 einen 630 m langen Wasserstollen, 32 -37m tief, entlang des Schenkelberger Totenweges. In den Jahren von 1899 – 1905 teufte man den Maschinenschacht der Grube bis auf 200 m ab und querte mit dieser Sohle die Herschbach-Schenkelberger Straße. Gefördert wurden im letzten Betriebsjahr 3.540 to Brauneisenstein mit einem Anteil von 48-55% Eisen sowie 5-10% Mangan. Herr Kuchinke zeigte den Wanderern Exponate vom Gestein der Halde aus Quarzkristallen, Samtblenden und Glaskopf.

Südöstlich des Langerler Weges in Richtung Rothstein befindet sich die Gemeindeviehweide von Herschbach, im Mittelalter als Mengweide bezeichnet. Über die Nutzungsrechte des Weidelandes sind einige Episoden aus dieser Zeit verbrieft. So berichtete Herr Kuchinke über den sogenannten Räudekrieg mit dem Ergebnis, dass den Herschbachern das Gebiet der Mengweide letztlich zugeschrieben wurde.

Der Weg der Wandergruppe führte weiter bergan in Richtung Bitzberg, wo eine weitere Überraschung die Wanderer erwartete. Zur Erinnerung an die im Jahr 2019 stattgefundene 800-Jahr- Feier wurde ein stattlicher Eichenbaum gepflanzt.

(Foto Carolin Bruns)

(Foto Carolin Bruns)

Die Eiche gilt seit jeher als ein Baum für die Ewigkeit und wurde von den Germanen verehrt. Als Symbol der Kraft ziert Eichenlaub die heutigen 1- 2-, und 5-Cent Münzen. Neben einem Holzschild mit Text wird in Kürze Herr Röser durch eine Gravur in einem großen Lesestein auf diesen besonderen Baum hinweisen.

Die letzte Station der Gemarkungswanderung befand sich östlich vom Bitzberg im Gemeindewald Schenkelberg, wo man im Wald sogenannte Ackerterrassen findet, Zeugen einer landwirtschaftlichen Nutzung des heutigen Waldes im frühen und hohen Mittelalter. Angebaut wurden neben anderen Ackerfrüchten insbesondere Roggen, Dinkel und Hafer. Der Ertrag zeigte sich bescheiden. Von einem ausgesäten Korn erntete man lediglich 3 Körner, die Hälfte der Ernte wurde für die Aussaat im nächsten Jahr zurückgelegt. Erst zu Ende des Hochmittelalters wurde zur Steigerung des Ertrages die Dreifelderwirtschaft eingeführt.

An dieser Stelle endete der erste Abschnitt der Gemarkungswanderung. Die Wandergruppe fand sich anschließend in der Grillhütte zu einer kleinen Stärkung ein, zu der die Ortsgemeinde eingeladen hatte.

Der zweite Teil der Gemarkungswanderung ist im Frühjahr 2020 geplant. Ein genauer Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.

Beitrag von Joachim Kuchinke